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Am Samstag, den 09.08.2025 unternahm unser Ortsverband (RØ4), gemeinsam mit den befreundeten Nachbar-Ortsverbänden, GØ5, G21, RØ1 und Z64  einen ganz besonderen Ausflug.

Ziel war der Astropeiler in Stockert – ein faszinierendes Stück Technikgeschichte und zugleich ein Tor zu den Sternen.

Der Astropeiler, offiziell „Astropeiler Stockert“ genannt, wurde in den 1950er-Jahren als erstes Radioteleskop Deutschlands gebaut. Die imposante Parabolantenne mit 25 Metern Durchmesser wurde ursprünglich zur Radioastronomie genutzt, um Funkstrahlung aus dem Weltall aufzufangen.

Damit konnten Astronomen beispielsweise die Wasserstofflinie bei 1,4 GHz beobachten – eine fundamentale Frequenz, wenn es um die Kartierung unserer Milchstraße geht.

 

Seit dem Jahr 2005 ist die Nordrhein-Westfalen-Stiftung Eigentümer der Anlage und wird von dem engagierten Förderverein Astropeiler Stockert e.V. betrieben, dem auch einige Funkamateure angehören.

Heute bietet der Astropeiler Ausbildungsangebote für Studierende der Physik und Astrophysik in Form von Praktika. Ebenso werden mit Beobachtungsdaten des Astropeilers Master- oder Bachelorarbeiten angefertigt.

Ebenso können Schulklassen verschiedener Altersstufen den Astropeiler besuchen und an Praktika teilnehmen.

Bei einer anschaulichen Führung erfuhren wir, wie Radioteleskope elektromagnetische Wellen aus dem All empfangen und wie die empfindliche Technik vor Störungen geschützt wird.

Für uns Funkamateure war es besonders spannend zu sehen, wie Empfänger, Signalverarbeitung und Antennenmechanik in so großem Maßstab funktionieren.

Auch die historischen Geräte im Technikraum, vom Röhrenverstärker bis zu den alten Messinstrumenten, ließen unsere Augen leuchten.

Natürlich kam auch der Austausch nicht zu kurz: Bei Gesprächen untereinander und mit den Betreuern des Astropeilers wurden Parallelen zwischen der Amateurfunktechnik und der Radioastronomie deutlich – angefangen bei Antennenbau und Messtechnik bis hin zum Kampf gegen Störsignale.

Auch das Thema EME (Erde-Mond-Erde) bzw. EVE (Erde-Venus-Erde) wurde angesprochen.

Bei der EME Verbindung wurden mit einem 10 m Spiegel in Morsetelegrafie Signale zum Mond gesendet, die dann auf der Erde wieder empfangen wurden.

Während EME Verbindungen inzwischen keine Seltenheit mehr sind, war die EVE Verbindung schon etwas Besonderes. Hierbei wurde die Venus vom niederländischen Radioteleskop Dwingeloo aus, als Reflektor benutzt. Dieses Signal wurde am Astropeiler Stockert empfangen. Auf Grund der großen Entfernung (ca. 41 Mio. Kilometer) benötigte das Signal, trotz Lichtgeschwindigkeit, 280 Sekunden, also ca. 4,5 min. Dabei sendete Dwingeloo auf 1299,5 MHz für eine Dauer von 278 Sekunden.

Doch unser Ausflug führte uns nicht nur in die Weiten des Alls, sondern auch zurück in die jüngere Vergangenheit. Im Anschluss besuchten wir den Rastplatz Goldene Meile, der auf den ersten Blick unscheinbar wirkt. Historisch betrachtet war dies jedoch ein Teil des Notlandeplatzes 4-1 (genaue Bezeichnung NLP-Str IV/1) während des Kalten Krieges.

Diese Notlandeplätze wurden so ausgelegt, dass Militärflugzeuge im Falle eines Konflikts auf provisorischen Landebahnen – oft Teil von Autobahnen oder großen Straßen – landen konnten. Der Rastplatz „Goldene Meile“ war ein strategisch wichtiger Abschnitt, ausgestattet mit verstärktem Untergrund und freigehaltenen Flächen für schnelles Räumen. Auch die unmittelbare Nähe zum damaligen Regierungsbunker war ein wichtiger Aspekt bei der Auswahl des Autobahnstücks.

Heute erinnern nur noch wenige bauliche Spuren an diese Zeit, doch für uns war es beeindruckend, diese Verbindung zwischen Hochtechnologie und Zeitgeschichte vor Ort zu erleben.

Der Regierungsbunker ist heute eine Dokumentationsstätte und es finden dort regelmäßige Führungen statt.

Bleibt die Frage: Könnte die Luftwaffe heute auf der Autobahn landen?

Im Ernstfall könnte der ehemalige Notlandeplatz nicht mehr sofort genutzt werden. Drei Schilderbrücken kreuzen die Autobahn in dem Bereich und stehen dem Landeanflug im Weg.

Gleichwohl aber liegt in nur etwas 2500 Metern Entfernung die Philipp-Freiherr-von-Boeselager-Kaserne. Diese militärische Anlage verfügt über einen 36 Meter tiefen Bunker mit mehr als 4000 Quadratmetern Nutzfläche. Hier hat unter anderem das Kommando Cyber- und Informationsraum der Bundeswehr eine Dienststelle.

Somit befindet sich der Notlandeplatz also weiterhin an einem strategisch wichtigen Ort. Lediglich die Schilderbrücken müssten durch einen großen Schwerlastkran entfernt werden. Mit dem Mobilkran G-LTM 1090, der im Versorgungsbataillon 4 der Bundeswehr zur Verfügung steht, wäre das aber kein Problem.


Der Tag bot eine gelungene Mischung aus Technik, Astronomie, Geschichte und Gemeinschaft. Wir gingen mit vielen neuen Eindrücken nach Hause – und der Gewissheit, dass solche Ausflüge nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch unser und das Vereinsleben der befreundeten Nachbarortsverbänden bereichert.

#amateurfunkverbindet