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Das Leben ist zu kurz für QRP….

Wer kennt sie nicht diese Aussage. Gemeint ist damit, dass man im Grunde nur mit viel Sendeleistung möglichst viele Stationen „arbeiten“ und die größte mögliche Entfernung überbrücken kann.

Seit heute sage ich auch: „das Leben ist zu kurz für QRP“ aber in einem anderen Sinne, nämlich dass man in seinem Leben gar nicht genug Freude empfinden kann, wenn man mit nur 5 Watt (der Leistung einer kleinen Fahrradbirne) wunderbare Verbindungen über große Distanzen zustande bringt.

Aber der Reihe nach….

Ich bin schon seit einigen Jahren auf der Kurzwelle aktiv, mal mit 100 Watt Sendeleistung, mal mit kleiner Leistung so um die 10-20 Watt. Als ich vor ein paar Jahren meine ersten QSO´s mit nur 10 Watt gearbeitet hatte, habe ich gemerkt, man muss nicht unbedingt „volle Power“ fahren, es geht auch mit weniger.

Wir Funkamateure haben auch alle mal gelernt, dass man, um sein Signal bei der Gegenstation um „eine S-Stufe“ zu erhöhen das vierfache an Leistung benötigt. Eine S-Stufe bedeutet 6dB.

Nehmen wir ein einfaches Rechenbeispiel:

Ich sende mit 100 W und habe eine Verbindung mit EA3W aus Spanien und bekommen den Rapport R5 & S9. Dann liefere ich bei dem spanischen Kollegen ein kräftiges Signal ab, mit dem er mich problemlos hören kann. Das R steht für readability, also Lesbarkeit und das S für signal strengt, also die Signalstärke.

Würde ich meine Sendeleistung jetzt auf ein Viertel Reduzieren, also 25 Watt, kann mich der Kollege in Spanien immer noch mit einer Signalstärke von mindestens R5 & S8 empfangen. Vorausgesetzt er hat keine übermäßigen Störungen auf Band. Reduziere ich jetzt um ein weiteres Viertel meine Sendeleistung, also ca. 6 Watt (6,25 genauer gesagt) bin ich in Spanien immer noch mit mindestens R5 & S7 zu hören. Also immer noch kräftig genug, um eine vernünftige Funkverbindung nach Spanien zu haben.

So viel zur Theorie, geht das auch in der Praxis?

Ja das geht! Diese Erfahrung hatte ich nicht nur in der Vergangenheit gemacht, wenn ich von zu Hause aus mit nur 10 Watt auf den verschiedensten Frequenzen die tollsten Verbindungen hatte.

Heute war der Höhepunkt, wo ich für mich feststellte, auch mit 5 Watt kann man wunderbare Verbindungen in die Außenwelt haben.

Seit ein paar Tagen bin ich stolzer und glücklicher Besitzer eines Icom IC-705. Das kleine Gerät ist fast eine eierlegende Wollmilchsau, denn es überstreicht nicht nur den kompletten Kurzwellenbereich angefangen vom 160 Meter Band (also 1,8 MHz) bis zum 10 Meter Band (28 MHz). Zusätzlich kann das kleine Teil auch auf 6 Meter (50 MHz), 4 Meter (70MHz) sowie im VHF und UHF Bereich funken.

Und das in allen Betriebsarten von SSB über AM, FM bis hin zu RTTY und Digitale Betriebsarten. Zusätzlich kann das kleine Teil auch D-Star und ermöglicht mir so den Zugang in die ganze Welt.

Zugegeben, ein Gerät dieser Klasse hat auch seinen Preis, aber den zahlt man gerne, weil man dafür wirklich etwas geboten bekommt.

Warum ich mir den Transceiver zugelegt habe? Ganz einfach, ich wollte mit wenig Aufwand die Möglichkeit haben als Portabelstation Funkbetrieb zu machen. Da das Gerät einen eingebauten Akkupack hat, entfällt schon mal das Mitschleppen eines separaten Akkus. Außerdem ist das Gerät sehr klein und handlich (190x80x80 mm BxHxT). Zusätzlich habe ich mir dann noch den passenden Tuner AH-705 geleistet um Drähte die ich als Antenne nutzen will, anzupassen. Auch diese Anschaffung rechnete sich.

Somit habe ich nun die Möglichkeit geschaffen, wen es das Wetter zulässt, die Geräte in einen Rucksack zu packen, den Fiberglas Mast am Fahrrad festzuschnallen, um dann raus ins grüne zu fahren. Es gibt bei mir in der Nähe den Elbsee, ausgewiesen als Naturschutzgebiet und eingetragen bei Flora&Fauna als DLFF-0633. Besser kann es doch schon gar nicht sein.

Also habe ich mich heute auf den Weg zum Elbsee gemacht und sogar eine passende Stelle mit Bank gefunden. Die Möglichkeit den Mast zu montieren, gab es gleich gratis dazu. Innerhalb kurzer Zeit hatte ich alles soweit aufgebaut und das sah schon recht imposant aus. Der Fiberglas Mast mit seinen 12 Meter hatte ich an einem Zaun mit Kabelbinder befestigt. Der Transceiver stand neben mir auf der Bank und es ging los. Ich war erstaunt was alles zu hören war: Italien, Polen, Irland, Schweiz, Österreich und vieles mehr.
Bei den ersten Versuchen mit einigen Stationen Kontakt zu bekommen, sollte es nicht so richtig klappen. Dann aber meldete sich eine Station aus Dänemark zurück und gab mir den Rapport 5/9. Als ich ihm sagte, dass ich als QRP Station mit 5 Watt arbeite, beglückwünschte er mich zu dieser großartigen Verbindung. Aber es ging noch weiter, MIØAIH aus Irland meldete sich und als er sah, der ich, ebenso wie er, Mitglied der UKSMG bin, war die Freude noch größer. Es kamen noch viele schöne Verbindungen zustande, das weiteste was ich „gearbeitet“ habe war dann die Station J43POTA aus Griechenland mit fast 2000 KM Entfernung. Bis dieser Kontakt sauber zustande kam bedurfte es ein wenig Arbeit und mehrfaches Rufen, aber der Aufwand hat sich gelohnt.

Nach gut vier Stunden habe ich dann wieder alles abgebaut und bin zufrieden nach Hause gefahren. Eines steht aber für mich fest: das wird wiederholt!

Denn es ist schon ein Wahnsinns Gefühl, wenn man der Leistung einer kleinen Fahrradlampe so schöne Verbindungen zustande bringt. Hinzu kommt noch, dass ich zusätzlich noch die Möglichkeit habe, eine dieser begehrten Flora&Fauna Gebiete zu aktivieren.

Deshalb, das Leben ist wirklich zu kurz für QRP, weil man einfach nicht genug davon bekommen kann. Genug von diesem Glücksgefühl mit wenig Leistung etwas geleistet zu haben.

Vy 73 de Dieter, dg1ead